Mentaltraining nach Sportverletzung- wie es funktioniert und du schneller wieder fit wirst.

UTE STANGGASSINGER

Als ehemalige Nationalspielerin im Volleyball unterstützt sie heute mit Leidenschaft junge und junggebliebene Talente auf ihrem Weg an die Spitze und macht sie als Mensch ein großes Stück stärker.

Raphael ist sauer. Gerade hat er sich von einer Sprunggelenksverletzung erholt, zieht er sich im Urlaub Anfang September eine total bescheuerte Verletzung im Knie zu. Ohne Gegnereinwirkung, beim Fangen eines Baseballs. Ich war dabei, als es passiert. Natürlich dachte ich da nicht an “Mentaltraining nach Sportverletzung”. (Auch wenn es in diesem Blogbeitrag darum gehen wird.) Blödsinn! Erstmal:

Krankenhaus in Barcelona. Mehrere Arztbesuche in Deutschland und jetzt nach zwei Monaten die Gewissheit: ohne OP wird er nie wieder Fußball spielen können. Wäre er 40 oder 50 und hätte nicht mehr das Ziel, Fußball zu spielen, würde man die Verletzung einfach so ausheilen lassen.

In diesem Blogbeitrag zeige ich dir eine Möglichkeit, was du tun kannst, um mit Mentaltraining nach einer Sportverletzung schneller wieder fit zu sein.

Mentaltraining nach Sportverletzung. Wie, Was und Warum?

Doch noch mal kurz zurück zu Raphael: Er hat was anderes vor. Sein Ziel ist es, doch noch mal auszuprobieren, wie weit er es im Fußball schaffen kann. Talent hat er. Zumindest bescheinigen ihm das seine Trainer. Aber Verletzungen und auch eine Zeit lang das Gefühl zu sehr unter Druck zu stehen, ließen ihn wieder ein Jahr in einer Hobbymannschaft spielen.

Dann hat er selbst gemerkt: „Nein, ich will mehr. Ich möchte es wissen. Ich starte noch mal durch.“ Voll motiviert begann er mit dem Training im Nachwuchsleistungszentrum Traunstein. Ein toller Trainer und ein tolles Team machten ihm den Start leicht. Voll motiviert wollte er in die Saison starten, bis ihm die Verletzung einen Strich durch die Rechnung machte. Keine Spiele für ihn, keine Bestätigung, keine Anerkennung, keinen Erfolg.

Raphael ist mein Sohn, 15 Jahre alt und wie wohl die meisten Kinder in diesem Alter nicht unbedingt freiwillig bereit, kluge Tipps der Eltern anzunehmen.

Raphael weiß natürlich was ich tue, dass ich als Sport-Mentaltrainerin Sportler dabei unterstütze, besser mit Druck umgehen zu können, die Nervosität in den Griff zu kriegen, sich besser konzentrieren zu können oder ihnen auch Entspannungstechniken beibringe. Aber so richtig anfangen konnte er bisher damit noch nichts.

Das ist jetzt anders. Jetzt WILL er ganz schnell wieder fit werden, obwohl er weiß, dass ihm die Operation noch bevorsteht und er mindestens noch vier Monate ausfallen wird. Als ich ihm sagte, dass es Möglichkeiten gibt, mit Mentaltechniken seinen Heilungsverlauf zu beschleunigen, wurde er hellhörig.

Falls es Dich auch interessiert, schau dir das kurze Video (Dauer 4 Minuten), da erkläre ich die drei Schritte oder lies einfach weiter.

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Wie Sportmentaltraining funktioniert

Zuerst noch eine Definition:

Mentales Training ist das planmäßig wiederholte, bewusste Sich-Vorstellen einer sportlichen Handlung ohne deren gleichzeitige praktische Ausführung (mod. Nach VOLPERT, 1977)

d.h.: Du stellst dir den gewünschten Bewegungsablauf intensiv vor, ohne die entsprechende Bewegung wirklich auszuführen. Über die angestrebte Verbesserung der Vorstellung wird sich auch die später tatsächlich ausgeführte Bewegung verbessern.

Möchtest du dich grundsätzlich über Mentaltraining im Sport informieren, was das überhaupt bedeutet, dann empfehle ich dir meine beiden Artikel dazu.

Lass uns das spezielle Thema: Mentaltraining nach Sportverletzung noch ein bisschen konkreter besprechen.

Geht es dir wie Raphael, bist du wahrscheinlich erst mal sauer, weil deine Verletzung dich nicht das tun lässt, was du gerne würdest. 

Innerlich denkst oder sagst du vielleicht Sätze zu dir wie:

  • „warum muss das mir passieren?“
  • „Immer ich“
  • „vielleicht schaffe ich es nie in den Kader zurück“
  • „vielleicht ist jetzt alles vorbei“
  • „ich werde nie wieder Fußball spielen können“

Klar dass solche Gedanken nicht gerade hilfreich sind, oder?

Deshalb mein erster Schritt für dich:

Finde positive Sätze oder Gedanken in Bezug auf Deine Verletzung

Formuliere diese Sätze in der Gegenwart und positiv.

Ein paar Beispiele:

  • „Mein Knie ist stabil und hält“
  • „ich kann 100 % geben und mutig in die Zweikämpfe gehen“
  • „ich unterstütze mein Team mit all meiner Kraft“
  • „ich bin gesund und fit“

Merkst du was passiert, wenn du solche Sätze formulierst? Genau. Du erhältst sofort positive Bilder von dir. Denn jeder Gedanke erzeugt ein Bild. Wenn du dir sagst: „ich gehe mutig in die Zweikämpfe”, dann siehst du dich ein Ball erobern oder du siehst dich nach der Balleroberung durchs Mittelfeld jagen. Ganz egal was es ist, ist dein Gedanke positiv, wirst du positive Bilder kreieren und damit dein Unterbewusstsein wieder auf Erfolg, oder in dem Fall auf Heilung programmieren.

Wir werden das hier nicht thematisieren, aber stell dir mal ganz kurz vor, welche Bilder entstehen, wenn du denkst: „ich werde nie wieder so gut wie früher“, „oder wer weiß, ob ich jemals wieder richtig Fußballspielen kann“
O. k. vergiss es ganz schnell wieder, damit wollten wir uns ja nicht beschäftigen!

Falls du aber jemand bist, der sich für seine eigenen mentalen Stärken interessierst und du gern wissen möchtest, wo du stehst, worin du mental schon richtig gut bist und in welchen Bereichen du dich noch verbesssern kannst, dann führe den Sport Mental Fitness Test durch und erhalte sofort eine Auswertung. 

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Wenn du deine stärkenden, positiven Sätze gefunden hast (schreibst sie ruhig auf ein Kärtchen und hänge sie sichtbar irgendwohin)

kommen wir zu Schritt 2:

Sieh dich vor deinem geistigen Auge wieder in voller Aktion

Dieses Training nennt sich auch: verdecktes Wahrnehmungstraining das bedeutet nichts anderes, als dass du vor dem geistigen Auge einen Film über deinen Bewegungsablauf siehst, in dem du selbst der Akteur bist.

Konkret: du sitzt ganz entspannt auf deiner Couch oder deinem Bett und stellst dir vor, du führst all die Bewegungen perfekt und voller Leichtigkeit aus. Du weißt aber, dass du der Beobachter bist. Du kannst dir auch vorstellen du siehst dich auf einer Leinwand oder auf einem Bildschirm. Du schaust dir zu, wie du genau das machst, was du wieder tun möchtest. Voller Einsatz. Mutig. Selbstbewusst. Keine Spur mehr von Verletzung. Kein Stress. Perfektes Spiel.

Wow. Das tut doch schon mal gut. Und macht zudem noch Spaß.

Und auch hier noch mal. Deine Gedanken, dein Geist ist deinen Handlungen immer voraus. Dein Unterbewusstsein wird diese Bilder als wahr anerkennen. Denn dein Gehirn kann zwischen Realität und Erdachten nur ganz schwer unterscheiden. Und warum soll man da nicht ein bisschen tricksen?

Und nun zu Schritt 3:

Setz dich in die Bewegung hinein und empfinde sie intensiv nach

Im Gegensatz zu Schritt zwei gehst du hier sozusagen in die Innenperspektive deiner Bewegung. Du versuchst, komplett deine Bewegung nachzuempfinden (zum Beispiel: den Abdruck des Fußes beim Sprint, den Kontakt des Fußes beim Schuss, die Drehung des Standbeine beim Richtungswechsel) nimm ruhig deinen Film von Schritt zwei zur Hilfe und überlege dir, welche Bewegungen du genau ausführst und dann geh ins Fühlen, ins Spüren. Ganz intensiv.

Dieses Training nennt man übrigens ideomotorisches Training. Du empfindest alle inneren Prozesse die notwendig sind, um deine Bewegung perfekt auszuführen aus der Innenperspektive nach. Wie fühlt sich dein Knie? Im Zweikampf? Im Sprint? Im Richtungswechsel?

Wenn du als Sportler mit Mentaltraining noch nicht so vertraut bist, dann empfehle ich dir auf jeden Fall mit Schritt eins und zwei zu beginnen. Das Ziel ist jedoch, unbedingt sehr intensiv mit dem dritten Schritt zu arbeiten. Es kann am Anfang etwas ungewohnt sein, du wirst dich aber schnell daran gewöhnen und der Vorteil: die Vorfreude auf deinen Wiedereinstieg wird definitiv steigen.

Und als Bonus zum Schluss:

Gedanken lassen Muskeln wachsen:
Kannst du allein mit deinen Gedankenmuskeln aufbauen? Meine Antwort lautet: JA!

Willst du allerdings Bodybuilder werden, dann wirst du natürlich auch trainieren müssen aber du kannst ein Muskelzuwachs mit Mentaltraining unterstützen. Das wurde in mehreren Studien bereits nachgewiesen.

Hier ein tolles Beispiel von der Seite praxisvita:

Mit der puren Kraft meiner Gedanken stärker und schneller werden – hört sich unglaublich an. Aber US-Forscher sind jetzt der verborgenen Macht unseres Gehirns auf die Spur gekommen. Praxisvita verrät, wie „mentales Muskeltraining“ funktioniert.

Wird ein Körperteil für längere Zeit nicht bewegt, bilden sich die Muskeln zurück. Patienten, die nach Operationen oder aufgrund schwerer Erkrankungen eine lange Bettruhe einlegen, verlieren dadurch häufig stark an Muskelmasse.

Um diese Muskeldegeneration einzugrenzen oder ganz zu verhindern, haben Forscher der Ohio University jetzt ein Verfahren untersucht, bei dem die Kraft von Gedanken zum Einsatz kommt. Ihr Ansatz: Muskeln zu trainieren, ohne das betroffene Körperteil bewegen zu müssen.

http://www.praxisvita.de/koennen-meine-gedanken-muskeln-wachsen-lassen

Du kannst also dich nicht nur mental und damit emotional auf deinen Wiedereinstieg ins volle Training oder Wettkampfgeschehen vorbereiten, sondern auch physisch.

Diese spannende Geschichte erreichte mich gestern, die ich hier noch ergänze

Gestern hatte ich ein Erstgespräch mit einem Interessenten. Er erzählte mir eine Geschichte, die so krass ist, dass ich sie hier noch ergänze. Ich fragte ihn, ob er denn bereits Erfahrungen mit Mentaltraining habe. Er sagte ja und erzählte folgendes:

„ich habe mir vor zehn Jahren bei einem Unfall der Unterarm abgerissen.Die meisten Ärzte gaben mich auf und sagten, ich würde diesen Arm nie wieder benutzen können.Es gab einen Arzt, der mir Mut machte und sagte: sie haben EINE Chance. Und diese Chance besteht darin, dass sie ihrem Gehirn beibringen wieder neuronale Vernetzungen zu bilden, so dass ihr Arm es schafft wieder anzuwachsen. Es klang für mich völlig spuki, von so etwas hatte ich noch nie gehört. Aber ich wollte alles probieren. Ich begann jeden Abend im Bett gedanklich Klavier zu spielen. Ich benutzte in meinen Gedanken beide Hände und spielte die ganze Nacht, bis in den Traum hinein. Als ich am nächsten Morgen erwachte, spürte ich Muskelkater in meinem gesunden Arm. Das fand ich total krass und merkte irgendwie scheint es zu funktionieren. Es hat lange gedauert, bis ich meinen Arm wieder voll bewegen konnte. Ich war über ein Jahr im Krankenhaus. Rückblickend bin ich so dankbar für den Tipp des Arztes und auch mir selbst, dass ich das einfach probiert habe. Wer weiß, hätte ich es nicht getan, würde mein Arm heute wahrscheinlich einfach nur schlapp an mir hängen. Auch wenn ich seitdem keine weiteren Erfahrungen mit Mentaltraining gemacht habe, weiß ich doch dass es funktioniert. Und deshalb habe ich mit meiner aktuellen Herausforderung mir dich als Sport Mentalcoach gesucht.”

Und noch ganz am Rande:

Es gibt immer auch noch einen Blick aus der anderen Richtung: Was gibt es für einen positiven Aspekt, dass du gerade nicht trainieren kannst? Du hast wahrscheinlich mehr Zeit.

So geht es Raphael: Jeden Nachmittag Zeit…..klar kann er mit seinen Freunden abhängen, er ist ja schließlich in der Pubertät….. ABER er kann auch in der Schule Gas geben und doch mal ein bisschen mehr tun, denn immerhin stehen im Frühjahr die Abschlussprüfungen an und da wäre es schon cool, diese zu schaffen. Möglichst entspannt zu schaffen.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du von langwierigen Verletzungen verschont bleibst. Sollte es dich doch mal treffen (was leider zu vielen Sportlerleben einfach dazu gehört), dann helfen dir vielleicht die 3 Schritte.

Wenn du Erfahrungen damit hast oder eine Frage stellen möchtest, nutze gern die Kommentarfunktion oder kontaktiere mich direkt.

 

individuelle Unterstützung für Leistungssportler

Du bist mindestens 15 Jahre alt, ambitioniert und bereit den nächsten Schritt zu gehen? Dann lass uns reden und buche dir ein Erstgespräch mit mir.

mentale Stärke für Freizeitsportler

Du bist ein ambitionierter Freizeitsportler und möchtest an deinen mentalen Fähigkeiten arbeiten? Dann habe ich eine Idee für dich! 

Bis bald und herzliche Grüße aus dem MentalHouse

9 Kommentare

  1. Sehr hilfreicher Blog zu Mentaltraining. Das man nach einer Sportverletzung auch Mentaltraining in Anspruch nehmen sollte war mir so nicht bewusst. Ich habe mir vor einem Jahr die Bänder gerissen und merke, das ich einfach nicht wieder so spiele wie damals. Ich werde es ausprobieren, nachdem meine Physiotherapie endet!

    Antworten
    • Lieber Manuel, wunderbar, dass Du das Mentaltraining für Dich nach Deiner Verletzung entdeckt hast. Du kannst es auch zeitgleich mit der Physiotherapie anwenden. Es schließt sich nicht aus. Viel Erfolg, alles Gute und schnelle Genesung. Wenn Du Fragen hast, melde Dich gern direkt bei mir.

      Antworten
  2. Interessant, dass man die tatsächliche Bewegung durch das Sich-Vorstellen derselben erreichen können soll. Ich habe in meinem Leben schon einiges an Sportverletzungen davongetragen, aber ich habe von so etwas noch nie gehört. Ich denke, falls mir mal wieder so etwas passiert, dann werde ich es aber auf jeden Fall ausprobieren.

    Antworten
    • Vielen Dank für Deinen Kommentar, Du wirst wahrscheinlich nicht genau das gleiche erreichen können, aber Du kannst auf jeden Fall den Heilungsprozess damit beschleunigen. aber ich wünsche Dir natürlich, dass Du von weiteren Verletzungen verschont bleibst.
      Herzliche Grüße

      Antworten
  3. Gut zu wissen, was man machen kann um schneller wieder fit zu werden nach einer Verletzung. Besonders gut finde ich die Idee zum Mentaltraining.

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  4. Ich habe eine schwere Schulterverletzung, die vermutlich vom Chirurgen operiert werden muss und habe ziemliche Angst, dass ich nie wieder so turnen kann wie vor meiner Verletzung. Ich werde versuchen, deine Tipps umzusetzen und positiver zu denken. Und ich werde mir von jetzt an jeden Abend vorstellen, wie ich sicher im Handstand stehe und ihn halte. Solange, bis es auch in echt wieder klappt.

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    • Hallo Laura, prima, wenn Dir der Artikel hilft, selbst an Deine Selbstheilungskräfte zu glauben und diese durch positive Gedanken zu aktivieren. Alles Gute für Dich.

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  5. Vielen Dank für diesen Beitrag zu Mentaltraining nach einer Sportverletzung. Gut zu wissen, dass man negative Gedanken abschütteln sollte und versuchen muss, in die Zukunft zu blicken. Ich hatte kürzlich einen Sportunfall und nach dem ich aus der Unfallchirurgie kam, war ich psychisch sehr mitgenommen. Ich werde versuchen, die Tipps hier zu beherzigen.

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  6. Die Thematik zum Mentaltraining nach Sportverletzung beschäftigt mich seit Kurzem. Deshalb bin ich echt glücklich, dass ihr mir hier weiterhelfen konntet. Jetzt weiß ich, was ich wissen muss.

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